Persönlich habe ich mich mit dem Thema befasst um Schülern mit Blackouts Tipps geben zu können. Dafür bin ich dann in den Stern Verlag in Düsseldorf gefahren (einer der größten Buchhandlungen in Deutschland) und wollte mir ein gutes Buch zu dem Thema kaufen. Resultat: nach etwa 20 durchgeblätterten Büchern bin ich ohne Kauf gefrustet wieder nach Hause gefahren. Warum? Da waren einmal so etwa 200-300 Seiten starke Theoriebücher in der typischen Pädagogensprache und ohne Abbildungen (laut Klappentext aber für Schüler und Eltern gedacht!). Außerdem gibt es eine Vielzahl Bücher mit etwa 60 Seiten in einer Sprache geschrieben, die auch Nichtpädagogen verstehen. Diese beinhalten eine Vielzahl von banalen Tipps (man muss sein eigenes Kind auch lieben, wenn es schlechte Noten nach Hause bringt). Bei hartnäckiger Schulangst soll man doch einfach mal den Lehrer um Rat fragen. Ah ja. Und woher weiß der Lehrer was er da antworten soll? Ich jedenfalls bin Lehrer. Mir wurde in meiner Ausbildung nichts darüber beigebracht, deshalb wusste ich zu diesem Zeitpunkt auch nichts dazu zu sagen (ich suchte ja extra nach einem Buch). Letztendlich habe ich mir dann doch eines der dicken Bücher für Pädagogen gekauft (Strittmatter, Peter (1997). Schulangstreduktion. Praxishilfen Schule. Luchterhand). In diesem Buch gewinnt man einen sehr gutes Theoriewissen. Außerdem finden sich vier Praxisbausteine zur Schulangstreduktion. Dieses Grundkonzept habe ich übernommen und mit Material aus dem Netz (siehe Links unten auf der Seite) und eigenen Ideen angefüllt. Hinweise für Lehrer: Im folgenden ist die Unterrichtsreihe mit den verwendeten Materialien beschrieben. Und noch eine Warnung: dies ist keine Reihe, die man mal eben mit seiner Klasse macht. Man muss als Lehrer hinter dem stehen, was man da sagt! Außerdem nimmt sie einige Unterrichtszeit in Anspruch. Hinweise für Schüler / Eltern: Ihr könnt euch die einzelnen Folien zusammen mit einem Freund anschauen und die einzelnen Arbeitsaufträge nachvollziehen. Eventuell ist es einfacher das sehr zu empfehlende kostenlose Heft "Schule ohne Angst" von Peter Loy durchzuarbeiten. Viele Passagen stammen nämlich direkt dort. Es ist besser als alles käuflich zu erwerbende, was mir bisher begegnet ist! Und noch ein abschlie0ender Hinweis: bei sehr starker Schulangst ist es ratsam einen Schulpsychologen zu bemühen. Der Inhalt dieser Seiten (und auch anderer im Netz) ist eher für leichte bis mittelschwere Formen der Schulangst geeignet.
Praxisteil 1: Die Problematisierungsphase Zusammenfassung: Zu Beginn der Unterrichtseinheit sollen die Schüler für das Phänomen „Schulangst“ sensibilisiert werden. Nachdem sie sich zuerst die Schulangst anderer ansehen und darüber diskutieren, erfolgt ein schrittweise Übergang zur eigenen Angst. Durch diesen sanften Übergang wird die Hemmschwelle abgebaut sich mit der eigen Angst zu befassen. Als möglicher Einstieg: das Schulangstgespenst Ablauf: Das Comic Thomas und die Klassenarbeit eignet sich hervorragend als Diskussionsgrundlage, da es neben einer witzigen Comicdarstellung auch schon wertvolle Ansatzpunkte für den weiteren Verlauf enthält: Hier auch im Format für den OHP. Mögliche Fragen sind:
Das Comic stammt von Peter Loy "Schule ohne Angst". Nun erfolgt der Übergang zur eigenen Angst. Möglicher Arbeitsauftrag ist: Erinnert Euch an Situationen, in denen Ihr besondere Angst empfunden habt. Dabei sind besonders Situationen interessant, die mit Schule zu tun haben. Schreibt zwei Situationen mit kurzen Worten auf einen Zettel. Die Besprechung erfolgt in jüngeren Jahrgangsstufen als Blitzlicht (Jeder Schüler liest eine Situation vor. Es erfolgt kein Kommentar / Bewertung oder ähnliches). Nun sollen mit Schulangst_Perspektivenübernahme spezielle Situationen besprochen werden. Was würde einem selbst durch den Kopf gehen, wenn man in einer bestimmten Situation ist?
Praxisteil 2: Die Zielformulierung und Kompetenzerweiterung Zusammenfassung: Nun wird die Ursache der Angst , sowie deren Auswirkung auf das Empfinden und Verhalten von Menschen untersucht und in einem Flussdiagramm Schulangst_Wirkungen_der Angst festgehalten. Mit dieser Grundlage können dann gezielt Möglichkeiten des Angstabbaus gesucht werden. Diese sind Entspannung, positives Denken, und Sinnvolles lernen. Werden diese Kompetenzen geübt (ja, das geht nicht von alleine!), so kann der Schüler sie zum Angstabbau verwenden. Ablauf: Zunächst geht es um im Arbeitsblatt Schulangst: Was ist Angst? um die Frage warum es sinnvoll ist Angst zu haben. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse kann von Schulangst_Wirkungen_der Angst der obere Teil des Flussdiagramms (innerhalb von Prüfungen) im Gespräch erarbeitet werden. Mit Schulangst_Moderne_Formen_Flucht kann dann der untere Teil (außerhalb von Prüfungen) erarbeitet werden. Nun kann gezielt nach Möglichkeiten gesucht werden einen der beiden Kreisläufe zu durchbrechen. Panikabbau durch Entspannung: Von meiner Seite gibt es hier nur geringe Hilfe die ich anbieten kann. Einmal sind dies der Verweis auf zwei Entspannungsübungen. Schulangst_Atemtiefenentspannung Zum zweiten der Hinweis sich an der Schule nach einer AG "Entspannung" oder ähnlichem umzuhören. Teilweise bieten Lehrer oder Schulpädagogen so etwas an. Einfach mal nachfragen - wenn genügend fragen wird es ja vielleicht eingerichtet! Positive Gedanke: Die Schüler sollen lernen negative (Angst auslösende) Gedanken von positiven (Mut spendenden) Gedanken zu unterscheiden. In einer zweiten Phase werden von jedem Schüler eigene, individuelle Sätze formuliert um in bedrohlichen Situationen aufkommenden negativen Gedanken entgegenwirken zu können. Zuerst erfolgt mit Schulangst_Was_macht_Thomas_falsch eine kurze Einführung in die negative und positive Gedanken am Beispiel einer Situation am Abend vor einer Klassenarbeit. Am Beispiel einiger positiver und negativer Gedanken (Schulangst_hilfreiche_Gedanken) eines Schüler, soll das Auffinden positiver Gedanken vorbereitet werden. Dies soll mit Schulangst_positive_negative_Gedanken direkt anhand einer Gegenüberstellung von einem ängstlichen Schülern mit negativen Gedanken und einem selbstbewussten Schüler mit positiven Gedanken vertieft werden. Mit Hilfe von Schulangst_Peters_Schulweg sollen die Schüler erkennen, dass die befürchteten Konsequenzen oft nicht mit den tatsächlichen übereinstimmen. Gleichzeitig wird hier wieder die positive Verstärkung weiter eingeübt. Ein weiteres Ziel stellt das Auffinden von realistischen Anspruchniveaus an sich selber dar. Material hierzu wird von mir zur Zeit noch erarbeitet. Möchte man eventuelle Berührungsängste der Schüler gegenüber Lehrer abbauen oder einfach nur ein Stück von sich den Schülern gegenüber offen legen, so bietet sich Schulangst_Lehrerbildspiel an. Sinnvolles lernen: Alle positiven Gedanken helfen auf Dauer nicht weiter, wenn nicht auch Erfolge kommen. Dafür muss ein halbwegs solides Wissen vorhanden sein (je nach eigenem Anspruch auch ein sehr solides - ja auch gute Schüler können Angst haben). Unter Schülern ist es eher der Regelfall ein bis zwei Tage vorher intensiv für eine Arbeit zu lernen (wenn sie lernen). Dies ist lernpsychologisch aber leider sehr unsinnig. Tragisch ist es auch, da trotz viel Arbeit nur sehr wenig zählbares bei rumkommt. Dieses Thema ist so komplex, dass hierfür eine eigene Reihe "Lernen lernen" durchgeführt werden sollte. (auch noch in Arbeit) Zur Zeit deshalb nur die kurze Info: Richtig lernen - das 6 Tage Programm.
Praxisteil 3 - Praxis Training Zusammenfassung: Nachdem die Teufelskreise der Schulangst bekannt, prinzipielle Gegenmaßnahmen bekannt sind, ist es an der Zeit, dass sich jeder Schüler seine ganz individuellen positiven Gedanken aneignet. In dieser abschließenden Phase soll das Wissen außerdem in "Realsituationen" angewendet werden. Mentales Training - Auffinden individueller positiver Gedanken: Anhand der eigenen negativen Gedanken soll nun eine mögliche Umkehrung in geeignete positive Gedanken gefunden werden. All diese Maßnahmen erfordern Disziplin den inneren Schweinehund zu besiegen. Wer nicht lernt raucht sich ja auch erst einmal nicht seiner eigen Angst zu stellen. Schulangst_Motivationstraining spricht solche Situationen gezielt an, und zeigt mögliche Reaktionen. Checkliste für Prüfungen: Um das vorhandene Wissen zur Schulangstreduktion zusammen zu fassen bietet sich Schulangst_Zusammenfassung an. Praxistraining: Nun sollen die neu erlernten Kompetenzen einmal "live" erprobt werden. Dafür wird aber keine besonders stressige Prüfung durchgeführt, sondern in einem Rollspiel das Verhalten von ängstlichen und selbstbewussten Schülern vorgeführt. Dabei kann, je nach Klasse, auch spontan improvisiert werden und zu einer Situation mehrere Reaktionsmöglichkeiten durchgespielt werden. Hier eine kurze Liste mit Tipps zum Rollenspiel: Schulangst_Realerprobung
letzte Änderung: 8.3.2004 |